WorkInProgress:ACO Drain: Die Geburt der Linienentwässerung: Unterschied zwischen den Versionen
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Abbildungen: Schnittskizze von Rinne und Erdeinbau 1969 | Abbildungen: Schnittskizze von Rinne und Erdeinbau 1969 | ||
==== Vermarktung ==== | ==== Anfängliche Vermarktung ==== | ||
Adressaten der Entwässerungsrinnen sind prinzipiell der Fachhandel für Baustoffe sowie natürlich Bauherren und -gewerbe jeder Größenordnung. Neben Bauunternehmungen zeigen sich anfänglich aber besonders auch Baubehörden und industriebauplanende Architekten interessiert. Der Fachhandel dagegen führt in Deutschland nicht mehr initiativ neue Artikel ein, sondern lässt sich von der Nachfrage durch Planer und Ausführer leiten. Somit ist plausibel, dass schon 1969 in Richtung aller planenden Stellen besondere Werbebemühungen anlaufen und auch 1970 „die Bedarfsträger und Architekten direkt angesprochen werden“. Dabei ist ACO kreativ und geht sehr strategisch vor: Baubehörden von Bund und Ländern sowie Straßenbauämter werden ebenso mit Prospekten bedacht wie Mineralölkonzerne, die ja Tankstellen errichten, und die Autoindustrie, welche an der Planung von Autowerkstätten beteiligt ist. | Adressaten der Entwässerungsrinnen sind prinzipiell der Fachhandel für Baustoffe sowie natürlich Bauherren und -gewerbe jeder Größenordnung. Neben Bauunternehmungen zeigen sich anfänglich aber besonders auch Baubehörden und industriebauplanende Architekten interessiert. Der Fachhandel dagegen führt in Deutschland nicht mehr initiativ neue Artikel ein, sondern lässt sich von der Nachfrage durch Planer und Ausführer leiten. Somit ist plausibel, dass schon 1969 in Richtung aller planenden Stellen besondere Werbebemühungen anlaufen und auch 1970 „die Bedarfsträger und Architekten direkt angesprochen werden“. Dabei ist ACO kreativ und geht sehr strategisch vor: Baubehörden von Bund und Ländern sowie Straßenbauämter werden ebenso mit Prospekten bedacht wie Mineralölkonzerne, die ja Tankstellen errichten, und die Autoindustrie, welche an der Planung von Autowerkstätten beteiligt ist. | ||
Die Marketingstrategie reagiert auf die Verkaufserfahrung der Anfangszeit von ACO DRAIN. Für 1969 und zu Beginn des Jahres 1970 konstatiert man 70 % des Gesamtumsatzes bei den Endlosrinnen – entgegen der ersten Erwartung, den Hauptumsatz in der Gargagenvorlegerinne über den einschlägigen Fachhandel zu machen. Beide Rinnenformen zusammen erzielen in den acht Monaten des Jahres 1969, in denen sie nach Markteinführung am 1. Mai im Verkauf stehen, einen Umsatz von etwa 260.000,- DM. ACO ist mit diesem insgesamt guten Wert einer Marktneuheit zufrieden, plant jedoch für das Folgejahr zurecht Größeres: ACO DRAIN wird mit Beginn des neuen Jahrzehnts enorm Fahrt aufnehmen. | Die Marketingstrategie reagiert auf die Verkaufserfahrung der Anfangszeit von ACO DRAIN. Für 1969 und zu Beginn des Jahres 1970 konstatiert man 70 % des Gesamtumsatzes bei den Endlosrinnen – entgegen der ersten Erwartung, den Hauptumsatz in der Gargagenvorlegerinne über den einschlägigen Fachhandel zu machen. Beide Rinnenformen zusammen erzielen in den acht Monaten des Jahres 1969, in denen sie nach Markteinführung am 1. Mai im Verkauf stehen, einen Umsatz von etwa 260.000,- DM. ACO ist mit diesem insgesamt guten Wert einer Marktneuheit zufrieden, plant jedoch für das Folgejahr zurecht Größeres: ACO DRAIN wird mit Beginn des neuen Jahrzehnts enorm Fahrt aufnehmen. |
Version vom 5. Oktober 2020, 15:06 Uhr
Idee und Produkt
Ende der 1960er Jahre bevorzugt die Oberflächenentwässerung noch die traditionelle Art unterirdischer Kanalführung mit punktuellen Einzelabläufen. Da hierbei das Wasser immer zu den tiefsten Punkten gelangen muss, braucht es auf der technischen Seite Kreuzgefälle über weiten Strecken. „Das war unbequem und unpraktisch“, wird noch heute bei ACO geurteilt.] Das neue, lineare Konzept mittels langer Rinnen mit Eigengefälle arbeitet mit weniger aufwendigen Gefällekonstrukten. ACO adaptiert diese Idee und geht sie wesentlich innovativer an als die Vertreter der Branche, die ebenfalls bereits damit experimentieren. Tatsächlich wird nach Einführung schnell erkannt, dass die ACO DRAIN-Rinnen besser sind als die „herkömmlichen Rinnen, die am Bau eingeschalt werden“. Damit ist die wesentliche Neuerung schon implizit genannt: Die ACO-Rinnen benötigen keine Schalung vor Ort. Zudem ist sie ein Leichtgewicht. Beides zusammen spart Kosten am Bau. „Der Vorteil unserer Rinne liegt in der speziellen Konstruktion (…) sowie in dem geringen Transportgewicht. Gegenüber den herkömmlichen Rinnen, die am Bau eingeschalt werden, ist unsere Rinne billiger, da (…) die Rinne eine verlorene Schalung darstellt.“
Die 1969 eingeführten Rinnen bestehen im Prinzip aus drei Komponenten: aus Röhrensegmenten eines bestimmten Bogenmaßes, Seitenwänden sowie einer Gitterrostabdeckung. Mit intergriertem Gefälle und einem Ablaufanschluss werden sie in den Boden eingelassen und anbetoniert. Etwas technischer gesprochen handelt es sich um nicht-vollgeschalte Röhren, d. h. mit einer Öffnung in Längsrichtung, welche mit Metallgittern abgedeckt werden, was die Begeh- und Befahrbarkeit gewährleistet.
Von Beginn an werden zwei grundsätzliche Formate dieser Rinnen als ACO DRAIN hergestellt: Die sogenannte „Garagenvorlegerinne“ in der Standardlänge von 2,40 m und die potenzielle „Endlosrinne“, die am Bau aus Normelementen in die benötigten Längen aneinandergefügt wird.
Fertigung und Investition
Der hauptsächliche Werkstoff in ACO DRAINs erstem Marktjahr ist Faserzement, auch Asbestzement oder stellenweise "Ethernit" (ein Markenname) genannt. Zum Herstellungsprozess der Rinnen bei ACO gehören anfangs zwei grundsätzliche Schritte: Zuschnitt und Verklebung. Die Rohmaterialien sind „Rohre und Platten aus Asbestzement“ und werden direkt von einem Hersteller in Bremen zugliefert. Im Zuschnitt bei ACO werden dann die Asbest-Rohre von 1,20 Meter Länge mit einer eigenen Fräse zerteilt. Es entstehen sogenannte Halbschalen, die im nächsten Schritten längsseitig mit den zugeschnittenen Platten verklebt sowie auf die gleiche Weise an der Öffnungsseite mit den Metallrosten versehen werden. In der Fertigungshalle muss die Temperatur einigermaßen konstant sein, um die Abbindezeiten der Klebstoffe möglichst kurz und damit wirtschaftlich zu halten. Alles in allem ist die Herstellung der Rinnen in dieser Anfangszeit noch einiges entfernt von einer maschinellen Großserie. Es waren sehr handwerkliche Produkte. „Wir waren vom System her auf der richtigen Spur, aber das Konzept und die Technik waren noch nicht perfekt“, urteilt der ehemalige Vertriebsleiter Arno Ebsen. Tatsächlich zeigen sich nach einigen Monaten der Fertigung Probleme der Konstruktion. Als Achillesferse stellt sich die Verklebung heraus. Zu kleine Klebeflächen auf anfälligem Material lassen die Gitterroste bei Belastung manches Mal einbrechen. Weitere Nachteile bringt der Faserzement als Grundmaterial: Er ist unflexibel bei der Formgebung, im Einsatz zu wenig langzeitbeständig, zu alledem gesundheitsschädlich. Damit ist der Werkstoff noch nicht die optimale Wahl für das innovative Produkt. Abbildungen: Schnittskizze von Rinne und Erdeinbau 1969
Anfängliche Vermarktung
Adressaten der Entwässerungsrinnen sind prinzipiell der Fachhandel für Baustoffe sowie natürlich Bauherren und -gewerbe jeder Größenordnung. Neben Bauunternehmungen zeigen sich anfänglich aber besonders auch Baubehörden und industriebauplanende Architekten interessiert. Der Fachhandel dagegen führt in Deutschland nicht mehr initiativ neue Artikel ein, sondern lässt sich von der Nachfrage durch Planer und Ausführer leiten. Somit ist plausibel, dass schon 1969 in Richtung aller planenden Stellen besondere Werbebemühungen anlaufen und auch 1970 „die Bedarfsträger und Architekten direkt angesprochen werden“. Dabei ist ACO kreativ und geht sehr strategisch vor: Baubehörden von Bund und Ländern sowie Straßenbauämter werden ebenso mit Prospekten bedacht wie Mineralölkonzerne, die ja Tankstellen errichten, und die Autoindustrie, welche an der Planung von Autowerkstätten beteiligt ist.
Die Marketingstrategie reagiert auf die Verkaufserfahrung der Anfangszeit von ACO DRAIN. Für 1969 und zu Beginn des Jahres 1970 konstatiert man 70 % des Gesamtumsatzes bei den Endlosrinnen – entgegen der ersten Erwartung, den Hauptumsatz in der Gargagenvorlegerinne über den einschlägigen Fachhandel zu machen. Beide Rinnenformen zusammen erzielen in den acht Monaten des Jahres 1969, in denen sie nach Markteinführung am 1. Mai im Verkauf stehen, einen Umsatz von etwa 260.000,- DM. ACO ist mit diesem insgesamt guten Wert einer Marktneuheit zufrieden, plant jedoch für das Folgejahr zurecht Größeres: ACO DRAIN wird mit Beginn des neuen Jahrzehnts enorm Fahrt aufnehmen.