WorkInProgress:Ein Zweigwerk der Ahlmann-Carlshütte in Andernach: Unterschied zwischen den Versionen
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Ab 1956 produziert das Werk mit einem selbst entwickelten Fertigungsverfahren Wellplatten aus glasfaserverstärktem Polyester (GFK), genannt „AHLMOWELL”. Diese haben verschiedene Einsatzmöglichkeiten: Sie können etwa als Terrassenüberdachung, Windschutzwand oder als Parkhalle dienen. Geworben wird mit ihrer lichten Transparenz, ihrer Erhältlichkeit in verschiedenen Farbtönen und ihrer Witterungsbeständigkeit. | Ab 1956 produziert das Werk mit einem selbst entwickelten Fertigungsverfahren Wellplatten aus glasfaserverstärktem Polyester (GFK), genannt „AHLMOWELL”. Diese haben verschiedene Einsatzmöglichkeiten: Sie können etwa als Terrassenüberdachung, Windschutzwand oder als Parkhalle dienen. Geworben wird mit ihrer lichten Transparenz, ihrer Erhältlichkeit in verschiedenen Farbtönen und ihrer Witterungsbeständigkeit. | ||
Version vom 8. Februar 2021, 14:58 Uhr
Gründung und anfängliche Entwicklung
Zum 1. November 1948 wird im rheinland-pfälzischen Andernach die Firma „Ahlmann & Co.“ gegründet - ein Zweigwerk der Ahlmann-Carlshütte KG. Die Neugründung des Carlshütte-Ablegers ist vor allem deshalb bedeutsam für die Geschichte der SAB und von ACO, da sie das Kürzel für den heutigen Konzernamen liefert: Ahlmann & Co.
Ahlmanns installieren am neuen Standort eine Eisengießerei und ein Emaillierwerk. Schon bald läuft die Produktion von Wannen, Waschanlagen aus Gusseisen und weiteren Sanitärgusserzeugnissen an. Hinter dem Schritt ins Rheinland steht – wie schon bei der Gründung der SAB – die Absicherung der materiellen Grundlage der Familie durch den Aufbau eines weiteren Standorts, diesmal in einer anderen Besatzungszone und die Erschließung des süd-/westdeutschen Marktes.
Ahlmann & Co., Andernach, wird zur Erfolgsgeschichte. „Gute Zahlen“ schreibt man schon sehr bald, wie Severin Ahlmann noch Jahrzehnte später resümiert. Die Rechnung mit der Erschließung neuer Märkte in Westdeutschland geht auf. Vor allem die Badewannenproduktion wird zum Absatzschlager für die Carlshütte KG. Insgesamt wird Ahlmann & Co., Andernach, Türöffner für die deutschlandweite Wettbewerbsfähigkeit der Ahlmann´schen Produkte im Sanitärbereich. Das Kerngeschäft liegt in der Produktion von Wannen – Gussbadewannen und später auch solchen aus Acryl.
Dem Werk hilft auch eine zeitspezifische Starthilfe: Es wird 1949 mit Mitteln aus dem European Recovery Programm (ERP) im Kontext des Marshall-Planes gefördert. So fließen aus dem Förderprogramm für die französische Besatzungszone auch beträchtliche Beträge nach Andernach. Zudem stellt das Werk immer mehr Menschen ein und vergrößert noch über lange Zeit seine Fabrikanlagen.
Im März 1957 wird Severin Ahlmann im Zuge von Umstrukturierungen der Besitzverhältnisse der verschiedenen Firmen der Unternehmerfamilie Ahlmann zum alleinigen Inhaber von Ahlmann & Co., Andernach. Die Geschäftsführung hat zu diesem Zeitpunkt Walter Simmat inne.
AHLMOWELL – Der Einstieg in den Weltmarkt
Ab 1956 produziert das Werk mit einem selbst entwickelten Fertigungsverfahren Wellplatten aus glasfaserverstärktem Polyester (GFK), genannt „AHLMOWELL”. Diese haben verschiedene Einsatzmöglichkeiten: Sie können etwa als Terrassenüberdachung, Windschutzwand oder als Parkhalle dienen. Geworben wird mit ihrer lichten Transparenz, ihrer Erhältlichkeit in verschiedenen Farbtönen und ihrer Witterungsbeständigkeit.
Ziel ist zum einen, das Fertigprodukt „AHLMOWELL“ (später „ACOWELL“ genannt) an den Baustoffgroßhandel auf dem Inlandsmarkt zu verkaufen und hierfür in ganz Deutschland ein Vertriebsnetz aufzubauen; zum anderen soll anstelle eines Exports das Fertigungsverfahren mit allem Know-how einschließlich der maschinellen Einrichtung und einer mehrjährigen Betreuung mit Weitergabe aller künftigen Fertigungs- und Vertriebserfahrungen an Lizenznehmer im Ausland verkauft werden.
1957 werden die ersten von mehr als 50 Produktionsanlagen, sog. AHLMOPLAST-Anlagen, verkauft und Lizenzverträge abgeschlossen. Der Verkauf dieser Fertigkonstruktionen inklusive Montage entwickelt sich zu einem lukrativen und für das Material sehr verkaufsfördernden Zweig.
1959 wird damit begonnen, auf Asbestzementhersteller, Fabrikanten von Wellblech und Wellaluminium, Hersteller von Bodenbelägen und andere Baustoffproduzenten, die ihre Produkte über den Baustoffhandel vertrieben, im europäischen Ausland zuzugehen. Mit Erfolg: 1959/60 kommt es zu Verträgen im ehemaligen Jugoslawien sowie in Österreich. Die Verbindung zur ETERNIT-Gruppe führt 1960 zu Aufträgen in Norwegen, Dänemark, Schweden, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Südafrika. Verhandlungen in Japan werden 1961 erfolgreich abgeschlossen. In der Folge werden die Akquisetätigkeiten intensiviert und Vertragspartner in Neuseeland und Australien gewonnen. Neben dem Verkauf der AHLMOPLAST-Anlagen entwickelt sich auch der Verkauf der Polyesterlichtplatten positiv. 1960 wird eine Großproduktionsanlage für drei Meter breite GFK-Wellbahnen entwickelt und die Serienproduktion aufgenommen.
Im Herbst 1958 wird ein Neubau für Verwaltung, Vertrieb und auch Teile des technischen Bereichs bezogen. Seit Gründung der Firma waren deren Büros in provisorischen ehemaligen Militärbaracken untergebracht. Die neue Fassade wird für eine markante Werbung für die Anwendung von ACOWELL-Polyesterlichtplatten genutzt. Um das Gebäude herum werden drei ACO-Parkhallen eingesetzt.
Weitere Geschäftsideen: Kunststofffliesen und Bootsbau
Eine weitere Geschäftsidee besteht Ende der 50er Jahre darin, einfach zu verlegende, da mit Kleber anzubringende Wandfliesen aus Kunststoff nach US-amerikanischem Vorbild herzustellen und diese mit allem Verlegezubehör über einen zu gründenden Versandhandel zu vertreiben. Damit könne, so die Überlegung, indirekt auch der Absatz von Bade- und Brausewannen gefördert werden. Mit einer kleinen Spritzgussmaschine wird die Fertigung aufgenommen und eine kleine Versandfirma für Kunststoffartikel gegründet. Doch die Geschäftsidee scheitert: Die Plastikkacheln werden nicht nachgefragt, die Endverbraucher halten an den Keramikfliesen fest.
Auch eine andere Idee ist nicht von Erfolg gekrönt. Ab 1966 versucht sich Severin Ahlmann mit seiner zweiten Frau Maria in Andernach mit Konstruktion und Bau von Wassersportbooten. Auf der wichtigsten internationalen Bootsausstellung zeigt ACO Andernach Anfang 1967 in Hamburg ein großes Hausboot – einen Wohnwagen auf dem Wasser –, einen schnellen Segel-Katamaran, ein stabiles, offenes Motorboot, ein Angelboot, eine Badeinsel und einen Bootssteg und erregt damit große Aufmerksamkeit. Doch auch diese Idee scheitert: Die Boote – hergestellt aus glasfaserverstärktem Kunststoff – verfügen nicht über ausreichende Stabilität.
Fokussierung auf das Kerngeschäft
Hauptgeschäft bleibt der Verkauf von Badewannen und Sanitärguss. Von 1952 bis 1972 produziert und verkauft ACO Andernach 1,4 Millionen Bade- und 1,2 Millionen Brausewannen. 1964 wird eine automatische Form-und Gießanlage für Badewannen in Betrieb genommen. Der gesamte deutsche und auch der grenznahe europäische Sanitärgroßhandel wird zur Werksbesichtigung eingeladen. Ab 1966 ist ACO Andernach Marktführer für Gusswannen.
1965 beginnt ACO Andernach als erste Firma auf dem deutschen Markt Duschtrennwände herzustellen, ACOTRENN genannt. Diese bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff und bedienen das wachsende Bedürfnis nach mehr Komfort, nach einem modernerem, hellerem, und freundlicherem Design. Ein weiterer Anwendungsbereich der doppelschaligen GFK-Lichtbauelemente stellen Balkon -und Terrassenabtrennungen dar (ACO Prisma).
Eine automatische Form-und Gießanlage für Brausewannen läuft ab 1966 an. Im selben Jahr wird mit der Entwicklung einer Gussheizkessel-Fabrikation begonnen. Das Heizkessel-Programm umfasst Gusskessel für Ein- und Mehrfamilienhäuser, bei denen als Brennmaterial Öl, Gas und Koks eingesetzt werden. Die Grundbauelemente bestehen aus Gusseisen und Edelstahl.
Weitere Entwicklung bis in die 1970er Jahre
In den Jahren 1965 und 1966 kommt das Wachstum zum Stillstand. Die Situation ist geprägt von Umsatzrückgängen, sich verschärfendem Wettbewerb und Preiskämpfen. Ab 1967 steigt der Umsatz jedoch bereits wieder. Etwa die Hälfte des Umsatzes macht ACO Andernach mit den Bade- und Brausewannen. Das Kreditvolumen für die umfangreichen Investitionen in der Gießerei kann abgebaut werden.
Im Januar 1967 erfolgt der bereit lange geplante Wechsel in der Geschäftsführung, die von Herrn Simmat auf die Herren Schönrock und Pulch übergeht. Zur Senkung der Außenvertriebskosten und zur besseren Steuerungsmöglichkeit und Effektivität wird das langfristige Ziel verfolgt, die freien Handelsvertreter durch eigene Verkaufsbüros mit angestellten Außendienstmitarbeitern abzulösen. 1967 wird den letzten freien Handelsvertretern gekündigt.
1969 wird für den Vertrieb von GFK-Lichtplatten und -bahnen zusammen mit der Grille-Werke AG, Duisburg, die Vertriebstochter POLYWEST, gegründet.
1970 erfolgt eine Großinvestition für eine elektronisch gesteuerte automatische Form-und Gießanlage für Heizkessel und Kundenguss. In der Gießerei sind somit drei automatische Form- und Gießanlagen im Einsatz: Für Badewannen, Heizkessel und Kundenguss. Im Folgejahr kommt es zum Abschluss eines Vertrages zur Weitergabe des Know-hows für die Gusswannenfertigung an den führenden japanischen Sanitärproduzenten TOTO. 1973 werden schließlich auch Gaskessel in das Herstellprogramm aufgenommen. Im selben Jahr wird die erste Serienwanne aus GFK hergestellt, die Rundbadewanne ACO RUNDBAD.
Verkauf des Zweigwerks
Bereits im Oktober 1970 hatte Severin Ahlmann den Geschäftsführern seine Verkaufsabsicht mitgeteilt. Die Werksstruktur erfordert in dieser Zeit eine stärkere Diversifikation im Produktsortiment, was den Betrieb Andernach weiter vom kommenden Kerngeschäft des Gesamtunternehmens – Polymerbetonartikel – entfernt. Daher geht Ahlmann die nötigen Investitionen nicht mehr mit und fokussiert ACO in Deutschland auf Rendsburg und Reith.
Daraufhin wird ein Verkaufskonzept entwickelt und eineinhalb Jahre lang werden Verhandlungen mit verschiedenen Firmen geführt. Auch die Option einer Wiedervereinigung der Ahlmann-Carlshütte KG, Rendsburg, und ACO-Severin Ahlmann, Andernach, wird geprüft. Die Geschäftsführung der Ahlmann-Carlshütte lehnt eine solche jedoch ab. Danach sieht Severin Ahlmann zunächst von einem Verkauf ab.
Von 1971 bis 1973 laufen die Geschäfte gut, was auf die Entwicklung im Wohnungsbau zurückzuführen ist. 1973 feiert man noch das 25-jährige Standortjubiläum. Doch es fehlt, laut Schönrock, eine generelle Planung für die Zukunft des Unternehmens. 1974 brechen die Umsätze aufgrund verschiedener Faktoren wie etwa den Folgen der Ölpreiskrise ein.
Mit Wirkung vom 23. September 1974 verkauft Severin Ahlmann das Andernacher Werk an den mit ihm befreundeten Unternehmer Arno Seeger, der von 1958 bis 1962 als Wirtschaftsprüfer bei ACO Andernach fungierte und danach Ahlmanns persönlicher Berater wurde. Bereits seit 1973 war Seeger alleiniger Verwaltungsrat von ACO Andernach.