SAB-Mitarbeiter der ersten Jahre erinnern sich: Unterschied zwischen den Versionen
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„Als ich im August 1947 aus der russischen Kriegsgefangenschaft kam, musste ich mich von den Strapazen erst einmal erholen. Zunächst bekam ich Arbeit bei Heinrich Raab, wurde dann aber durch die Währungsreform arbeitslos. Am 27. September 1948 fing ich dann bei der Firma Severin Ahlmann an und wurde bei Herrn Schneetz als Betonsteinformer angelernt. | „Als ich im August 1947 aus der russischen Kriegsgefangenschaft kam, musste ich mich von den Strapazen erst einmal erholen. Zunächst bekam ich Arbeit bei Heinrich Raab, wurde dann aber durch die Währungsreform arbeitslos. Am 27. September 1948 fing ich dann bei der Firma Severin Ahlmann an und wurde bei Herrn Schneetz als Betonsteinformer angelernt. | ||
Aktuelle Version vom 23. Juni 2021, 14:51 Uhr
Arbeitsreich und vielseitig - Gerd Ostryga berichtet im Jahr 1981:
„Als 19jähriger junger Mann begann für mich am 17. 11. 1946 ein arbeitsreicher und vielseitiger Lebensabschnitt bei Severin Ahlmann Beton (SAB). (Anm.: Er begann mit seiner Arbeit zunächst in der Carlshütte vor der Gründung der SAB). Wir befanden uns noch im Zeitalter der Reichsmark, einer Geldnote, die noch vielen bekannt ist. In der damaligen Zeit konnte das Geld leichter auf dem Schwarzen Markt als bei körperlicher Schwerarbeit verdient werden. Mir als jungem Ehemann lag aber daran, mein Geld auf ehrliche Weise zu erwerben. Trotz eines langen Fußmarsches, der täglich von Schülldorf nach Rendsburg und zurück führte, fühlte ich mich bald wohl bei den damals noch wenigen Kollegen bei SAB. Mit dem Formen von Dachziegeln begann meine Tätigkeit. Der Weg führte über die Schwerbetonfertigung (Halle III), den Kunststeinsektor bis hin zur Betonfensterfertigung im Jahre 1954. Der Formenpark, in dem die Fenster geformt wurden, bestand aus Holz und war schon ohne Beton sehr schwer. Um den Zusammenhalt der Formen zu gewährleisten, mussten 48 Bolzen geöffnet und· auch wieder geschlossen werden.
Aufgrund eines Verbesserungsvorschlages von mir, die Holzformen mit einem Spannkreuz zu befestigen, wurden diese Bolzen nicht mehr benötigt. Die Folge war eine Arbeitseinsparung. Eine persönliche Gratulation von Frau Käte Ahlmann und eine Anerkennungsprämie von 150 DM von Herrn Severin Ahlmann wurden mir zuteil. Über diese persönliche Geste habe ich mich sehr gefreut und denke noch gern an jene Zeit zurück.
Bedingt durch den steigenden Fensterabsatz wurden immer mehr Arbeitsplätze geschaffen. Bald gehörte der Fensterbau zu den größten Fertigungsbereichen des Unternehmens. Die Anforderungen an das Aufsichtspersonal wuchsen ständig. Dieses hatte zur Folge, dass ich vom Vorarbeiter bis hin zum Meister aufstieg.“
Stundenlohn 57 Pfennig - Hans Riquartz berichtet im Jahr 1982:
„Nach Beendigung meiner Lehr- und Soldatenzeit und der Rückkehr aus der Gefangenschaft 1946 begann am 29.1.47 ein neuer Lebensabschnitt für mich. Als 24-jähriger, unverheirateter junger Mann wurde ich in den Kreis von Kollegen aufgenommen, der 1947 noch sehr klein war. … Mein Arbeitsweg bei (SAB) ACO begann in der Dachpfannen- und Kaminschieberproduktion. Der Stundenlohn betrug 0,57 RM. 17 Jahre war ich im Schwerbeton in der Halle III tätig. Das Bedienen der Rohrpresse und der Katzbahnen waren meine weiteren Aufgaben. Es gibt wohl keinen Artikel im Schwerbetonbereich, den ich nicht gefertigt habe. Als die Produktion unserer Betonerzeugnisse eingestellt wurde, erhielt ich einen neuen Wirkungskreis in der Glaserei im Fensterbau.“
"Wir sahen aus wie die Bäcker" - Waldemar Koglin berichtet im Jahr 1983:
„Als ich im August 1947 aus der russischen Kriegsgefangenschaft kam, musste ich mich von den Strapazen erst einmal erholen. Zunächst bekam ich Arbeit bei Heinrich Raab, wurde dann aber durch die Währungsreform arbeitslos. Am 27. September 1948 fing ich dann bei der Firma Severin Ahlmann an und wurde bei Herrn Schneetz als Betonsteinformer angelernt.
Zu meinen Aufgaben gehörte die Herstellung von Treppenstufen, Wendeltreppen, Normtreppen, Bordschwellen und noch anderes mehr. Diese Arbeit war ziemlich schwer, da sich alles auf ebener Erde befand und man stets in gebückter Haltung arbeiten musste. Nach Feierabend wurde dann auch noch manches Mal loser Zement ausgeladen, mit der Schaufel natürlich. Wir sahen aus wie die Bäcker!
Dann wurde ich Vorarbeiter bei Werkmeister Claus Molzen. Später kam ich zu Versand, Verladung und Platz und lernte auch, Gabelstapler zu fahren, heute bin ich meist auf dem Gelände beschäftigt. Im Allgemeinen war es eine schöne Zeit.“
Eine schöne Zeit - Helmut Traichel berichtet im Jahr 1983:
„Nach schweren Wirren der Nachkriegszeit begann für mich als junger Mann von 16 Jahren am 9.11.1948 das Arbeitsleben bei ACO in der Terrazzoschleiferei. Es war meine erste Arbeitsstelle nach Beendigung der Schulzeit. Trotz körperlich schwerer Arbeit war ich 9 Jahre mit Kollegen in der Schleiferei beschäftigt und kann rückblickend sagen, es war eine schöne Zeit!
Weitere 11 Jahre war ich in der Fenstermontage beschäftigt. Ab 1968 wurde mir die Funktion eines Vorarbeiters übertragen. In guter Zusammenarbeit mit Meister Ostryga und unter seiner Anleitung habe ich 3 Jahre im Bereich des Fensterbaus mein Aufgabengebiet gehabt.
Seit 1971 bin ich als Vorarbeiter in der Drain-Fertigung beschäftigt und kann mich über Mangel an Arbeit nicht beklagen. Durch meine langjährige Erfahrung sowohl im Fensterbau als auch im Drain-Bereich bin ich oft auf Montage gewesen. Bei auftretenden ' Reklamationen führte mich der Weg über die Grenzen hinaus bis ins Ausland, z. B. nach Holland und Dänemark. In guter Zusammenarbeit mit der Technik wurden die auftretenden Mängel meistens beseitigt. Auf ein gutes Verhältnis, zu meinen Vorgesetzten - ehemals Herr Frahm, heute Herr Schulze - und allen Kollegen habe ich immer besonderen Wert gelegt und es auch gehabt, und ich möchte den Wunsch äußern, dass dieses auch in der Zukunft so bleibt.“
Eine Belegschaft aus Marinesoldaten, Flüchtlingen und Vetriebenen - Egon Bredehorst berichtet im Jahr 1980:
„Als ehemaliger Marinesoldat hatte ich das Glück, vor nun fast 30 Jahren einen Arbeitsplatz bei SAB (Severin Ahlmann Beton) zu erhalten. Es war eine Tatsache, dass junge Männer von der Marine, Flüchtlinge und Vertriebene bei der Einstellung bevorzugt wurden. Selbst in dem damaligen Führungsstab befanden sich Marinesoldaten.
Ja, so fing ich also am 11.12.1950 als gelernter Schlosser in der Schlosserei an! Außer einem dicken Hammer, einem Brenngerät und einer Rohrzange war noch nicht viel an Werkzeug vorhanden, von Ersatzteilen zur Reparatur unserer wenigen Maschinen ganz zu schweigen. Es gab aber auf der Ahlmann-Carlshütte den ‚schwarzen Torfschuppen‘, in dem sich manches befand, was für uns brauchbar war. "Fahrt hin und holt euch weg, was ihr gebrauchen könnt!" sagte Herr A. Dieses ließen wir uns nicht zweimal sagen, denn es bestand zwischen den Mitarbeitern der Ahlmann-Carlshütte und denen von SAB ein gutes Verhältnis. Wir waren ein sich im Aufwind befindliches Unternehmen.
Die Arbeit der Handwerker bestand nicht nur aus Reparaturen an den Maschinen, nein, es musste auch schwere körperliche Arbeit verrichtet werden, z.B. Steinsplitt und losen Zement von Hand abladen; auch das Leeren der Schlammgrube bei der Schleiferei gehörte zum Aufgabengebiet eines Betriebshandwerkers. Um einen Teil der Mitarbeiter auch während der kalten Jahreszeit beschäftigen zu können, mussten zwischen die gefertigten Betonteile Koksöfen zur Beheizung aufgestellt werden. In der Schlosserei und der Gussmontage befanden sich Hohenzollernöfen, die ebenfalls mit Koks beheizt wurden.
Auf die Qualität legte man auch 1950 schon großen Wert. Es trug sich zu, dass ein gefertigtes Rohr den Ansprüchen der Kontrolle nicht genügte und dieses Rohr mit den Füßen eingetreten wurde. Uber dieses Vorgehen zeigte sich der Kollege so gekränkt, dass er seine ganze Tagesproduktion Rohre einstieß. Es sah aus wie auf einer Kegelbahn.
Wir verstanden aber nicht nur zu arbeiten, sondern auch zu feiern. Unsere Betriebsfeste im Grünen Kranz und Schützenhof waren für alle ein Genuss, und gern denken wir daran zurück. Nach 10-jähriger Betriebszugehörigkeit wurde dem Mitarbeiter die SAB-Plakette, aus Hartfaserholz geschnitten, bemalt und, mit zwei Aalen versehen, verliehen. Ein Kollege wurde auch einmal mit einem goldenen Fahrradlenker bedacht, und Herr Meyer erhielt eine große Zigarre mit Ständer, die er auch im Sitzen rauchen konnte. Über so viel Spaß an der Freud' ließ Herr Meyer eimerweise Doornkat ausschenken.
Ich möchte auch die vielen Betriebsausflüge ansprechen, die für viele eine bleibende Erinnerung sind. Viele unserer Mitarbeiter bekamen durch diese Ausflüge erst die Schönheit dieses Landes zu sehen, denn wer hatte damals schon ein eigenes Auto? Diese 30 Jahre meiner Betriebszugehörigkeit sind mir unter Kollegen, Freunden und Menschen wie im Fluge vergangen. Trotz eines schweren Anfangs bedaure ich nicht, diesen Schritt getan zu haben.“