WorkInProgress:Die Anfänge von ACO als SAB (1946-1959): Unterschied zwischen den Versionen
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Im März 1954 schließt die SAB einen Vertrag zur Fertigung von Betonrahmenfenstern in Lizenz mit der Firma Hans Bördlein, Betonwarenfabrik, im unterfränkischen Reith. Die Fenster sind für den Hochbau, vorwiegend zum Einsatz in landwirtschaftlichen Gebäuden bestimmt. Der die Patente haltende Bördlein erhält als Gegenleistung 1 Prozent des Umsatzes, den SAB, Rendsburg, mit den Betonfenstern erwirtschaftet. Parallel dazu ist jedoch schon eine eigene Betonfensterkonstruktion für den Industrie- und Landwirtschaftsbau sowie Keller im Wohnungsbau entwickelt worden. | |||
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Version vom 23. September 2020, 08:19 Uhr
Dezember 1946: Gründung der Severin Ahlmann Betonindustrie (SAB)
Am 10. Dezember 1946 meldet Josef Severin Ahlmann bei der Industrie- und Handelskammer in Kiel schriftlich die Gründung der „Severin Ahlmann-Betonindustrie“ an. Die Anfänge dieser, schon zeitgenössisch kurz SAB genannten Firma liegen allerdings in der Betonfertigung der Ahlmann-Carlshütte. Der Jungunternehmer leitete nämlich diesen Geschäftszweig des traditionsreichen Familienunternehmens, seit er im Mai 1945 aus dem Krieg heimgekehrt ist. Er fertigt dort einfache Bauplatten und Artikel für die Landwirtschaft sowie sogenannte Zementdachsteine.
Die Betonfertigung wird nun, Ende 1946, aus dem Familienunternehmen Carlshütte ausgelagert, womit Severin Ahlmann seine Selbständigkeit einleitet. Die Bearbeitung der Firmenanmeldung bei der Kieler IHK erfolgt zügig: Die Gewerbeanmelde-Bescheinigung mit der Nummer 891/46 für das Gewerbe „Betonindustrie“ wird bereits am 19. Dezember 1946 (rückwirkend auf den 10. des Monats) ausgestellt wird.
Erster Geschäftssitz der SAB ist die Holsteiner Straße 24 in Rendsburg. Die Fertigungsräume befinden sich aber am Hüttenweg in Büdelsdorf, also auf dem Gelände der Carlshütte KG. Das betreffende Areal samt Gebäuden überlässt ihm seine Mutter in Pacht. Insgesamt zeigt sich also auch hier die noch enge Verwobenheit der jungen Firma mit dem Familienunternehmen Carlshütte KG.
Die eingesetzte Belegschaft beläuft sich im Dezember 1946 auf lediglich elf Mann. Die Anfänge sind also überschaubar, was auch der Blick auf die Produktpalette bestätigt: gefertigt werden lediglich "Zementdachsteine". Doch bereits in der Firmenanmeldung kündigt Severin Ahlmann an, sukzessive die Fertigung neuer Artikel aufnehmen zu wollen. Er unterscheidet sie in drei Produktgruppen: 1. Baumaterial (Hohlblocksteine, Platten und Leichtbauplatten, Balken und Sparren sowie auch Treppenstufen) 2. Erzeugnisse für den Tiefbau (Pfosten, Bürgersteigplatten, Bordsteine, Rohre, Kabelformstücke, Rammpfähle, Schachtabdeckungen, Strassenabläufe, Sinkkästen und Klärgruben) 3. Nichtbaustoffe (insbesondere Terrazzowaren wie Spültische und Waschanlagen).
Am 11. März 1947 wird auch die neue Produktionsgenehmigung des Landeswirtschaftsamtes mit der Nummer SH/Econ 9/1897 ausgestellt. Sie löst diejenige für die Carlshütte vom Vorjahr ab, lautet nun explizit auf die SAB und ist vorerst bis zum 30. September 1947 gültig. Wiederum sind alle zur Produktion erlaubten Artikel einzeln aufgeführt – das Wirtschaftsleben der unmittelbaren Nachkriegszeit unterliegt strengen Reglementierungen.
Die Zwangsbewirtschaftung betrifft auch die Ressourcen: Ende März 1947 teilt die Stadt Rendsburg der SAB eine bestimmte Menge elektrischen Stroms zu, die dem Netz für die Fabrikation entnommen werden darf: 15.000 kWh im Monat. Analoges gilt auch für die fernmündliche Kommunikation. Erst Mitte Mai 1947 teilt das Rendsburger Postamt Severin Ahlmann mit, seinem Antrag auf „Zulassung zum uneingeschränkten Fernsprechverkehr innerhalb der britischen Zone“ werde nun stattgegeben. Auf Ihren ersten Telefonanschluss hat die junge Firma fast ein halbes Jahr warten müssen.
Ausbau des Produktportfolios und Rohstoffsicherung
Bereits im ersten vollen Geschäftsjahr 1947 geht die SAB auf Expansionskurs. Die Palette an Betonartikeln kann vergrößert werden. Die von der Carlshütte übernommene Produktion von Sanitärartikeln aus Kunststein bzw. Marmorkorn weitet das Programm nochmals deutlich aus. Das maschinelle Inventar hierfür hält die Carlshütte bereit. Tatsächlich unterscheiden sich der Guss und vor allem die letzte Formgebung des Kunststeins von der bislang durchgeführten Betonverarbeitung. Die Endbearbeitung der Sanitärartikel erfolgt in der Sanitär-Schleiferei mit hochspezialisierten Maschinen, erfordert aber zugleich großen physischen Einsatz der Mitarbeiter. Im Jahr 1950 sichert Severin Ahlmann die künftige Rohstoffversorgung seiner SAB mit dem sogenannten Zuschlag. Damit werden Gesteinskörnungen bezeichnet, von Sand bis Kies, denen bei der Betonansetzung Zement als Bindemittel sowie Wasser zugegeben werden. Ahlmann erwirbt am 8. Februar das Kieswerk in Mielberg samt maschinelle Einrichtungen von der Firma Struve & Weyhe in Schleswig. Die SAB wird dadurch in der Region Schleswig zum Kiesmonopolisten. Eineinhalb Jahrzehnte sichert ihr die Mielberger Kiesgrube die Versorgung mit den wichtigen Grundstoffen der Betonerzeugung. Unterdessen ergänzt Carlshütte ihre eigene Fertigung von metallenen Sanitärartikeln ab dem Winter 1948/49 um einen Produktionsstandort im Rheinland
Resümee der ersten Geschäftsjahre
Der starke Aufwärtstrend festigt sich über das erste Geschäftsjahr hinaus. Bereits nach vier Jahren scheut sich Severin Ahlmann nicht, seine Beton- und Kunststeinfabrikation als „führendes Werk dieser Branche in den Westzonen“ zu bezeichnen. Tatsächlich entwickelt sich das Unternehmen bis 1951, trotz einiger Hemmnisse und Widrigkeiten der Nachkriegszeit, beeindruckend positiv. Besonders die Steigerung von Umsatz- und Kundenzahlen verlief in den ersten vier Jahren nach der Gründung vor dem Hintergrund des beginnenden Wirtschaftswunders geradezu rasant.
Umsatz 1947–50
Nach Severin Ahlmanns Angaben vom März 1951 liegen folgende Umsatzzahlen der ersten vier Geschäftsjahre der SAB vor:
1947: DM 147.000,-
1948: DM 498.000,-
1949: DM 665.000,-
1950: DM 1.600.000,-
Bereits im zweiten vollen Geschäftsjahr 1948 hat sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahr also verdreieinhalbfacht. Vier Jahre nach Gründung, im Jahr 1950, beläuft sich der Umsatz dann auf mehr als das Zehnfache des ersten Geschäftsjahres.
Kundenstamm 1947–50
Auf gleicher Basis liegt diese Entwicklung des Kundenstamms vor:
1947: 200 Kunden
1948: 350 Kunden
1949: 550 Kunden
1950: 965 Kunden
Es ist davon auszugehen, dass in dieser Zeit die meisten Kunden im Norden Deutschlands, in Schleswig-Holstein und bis in den Hamburger Raum ansässig sind. Severin Ahlmann erwähnt jedoch auch, dass es „in steigendem Maße gelang, die deutschen Märkte südlich der Elbe zu erschliessen.“
Nach Severin Ahlmann aber beschäftigt der Betrieb im Frühjahr 1951 „bereits 100 Menschen“. Zum Zeitpunkt der Firmenanmeldung gute vier Jahre zuvor waren es lediglich elf Mitarbeiter. Etwa 40 Prozent der Mitarbeiter lebten in der Stadt Rendsburg, zu etwa 70 Prozent rekrutierten sie sich aus dem Kreise der Heimatvertriebenen. Die positive Entwicklung hätte laut Severin Ahlmann noch weitaus deutlicher ausfallen können, doch unsichere Besitz- und Pachtverhältnisse im Bereich des Firmengeländes standen weiteren Kapazitätsausbauten im Wege. Solange diese nicht beseitigt waren, konnten die für eine Produktionsausweitung erforderlichen Investitionen vorerst nicht getätigt werden. Der Auftragsbestand würde bereits eine Vergrößerung ermöglichen, man müsse aber „leider Zurückhaltung üben in der Produktionssteigerung“, schreibt Severin Ahlmann 1951.
Betonfenster in Lizenzproduktion
Im März 1954 schließt die SAB einen Vertrag zur Fertigung von Betonrahmenfenstern in Lizenz mit der Firma Hans Bördlein, Betonwarenfabrik, im unterfränkischen Reith. Die Fenster sind für den Hochbau, vorwiegend zum Einsatz in landwirtschaftlichen Gebäuden bestimmt. Der die Patente haltende Bördlein erhält als Gegenleistung 1 Prozent des Umsatzes, den SAB, Rendsburg, mit den Betonfenstern erwirtschaftet. Parallel dazu ist jedoch schon eine eigene Betonfensterkonstruktion für den Industrie- und Landwirtschaftsbau sowie Keller im Wohnungsbau entwickelt worden.