WorkInProgress:Die Anfänge von ACO als SAB (1946-1959)

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Beton als Geschäftsfeld einer Eisengießerei

Die nach Ende des Zweiten Weltkrieges unversehrte Ahlmnann-Carlshütte.

Nach Kriegsende erhält die Ahlmann-Carlshütte KG die Erlaubnis der britischen Militärregierung zur Wiederaufnahme ihrer Betonfertigung.[1] Severin Ahlmann wird noch im Jahresverlauf 1945 dafür zuständig. Spätestens seit dem Frühjahr 1946 stellt er die gleichen Produkte her, wie noch zum Start seiner Selbständigkeit mit der Severin Ahlmann Betonindustrie im Dezember 1946.


Beginn der Betonfertigung in der Ahlmann-Carlshütte KG

Die Initiierung des für eine Eisengießerei an sich ungewöhnlichen Geschäftsfeldes der Betonfertigung liegt zu dieser Zeit bereits ein Jahrzehnt zurück. Sie war 1936/37 die Antwort auf die Beschränkungen von Metallrohstoffen für Nicht-Rüstungsindustrien durch die Nationalsozialisten im Rahmen ihrer volkswirtschaftlichen Vierjahresplanung.[2] Der Carlshütte hat die teilweise Produktionsumstellung nicht geschadet. Für Beton- und Kunststeinprodukte (insbesondere Waschbrunnen) fanden sich mit den NS-Bauprogrammen gute Absatzmöglichkeiten. Während des Krieges mit verschärften Metallreglementierungen erwies sich die schon erfolgte Umstellung als vorteilhaft. Ebenso in der Nachkriegszeit mit den allgemeinen Engpässen bei Rohstoffen und Energieträgern auf der einen Seite und den gleichzeitigen drängenden Bedarfen an Baustoffen andererseits.[3] Die Carlshütte ist darauf eingerichtet und ihr kommt ein Weiteres zugute. Denn durch die zahlreichen Flüchtlinge ist das Angebot an ungelernten Arbeitskräften hoch. Die Prozesse in der Betonfertigung sind bei anfangs geringem Mechanisierungsgrad für Hilfsarbeiter grundsätzlich geeigneter als die doch anspruchsvolleren Tätigkeiten in einem Eisengusswerk.


Severin Ahlmanns Einstieg ins Familienunternehmen und in die Betonfertigung der Carlshütte

  • Beteiligung und Prokura
    Käte Ahlmann hat ihrem jüngeren Sohn Josef Severin bereits im Sommer 1945 Prokura in der Carlshütte erteilt, an der er – ebenso wie sein älterer Bruder Hans-Julius und seine Schwester Marlene – Anteile hält.[4] ((Satz noch verändern))
((ergänzen))
  • Wiederaufnahme der Betonfertigung
    Die Betonfertigung der Ahlmann-Carlshütte KG startet in der frühen Nachkriegszeit mit einfachsten Artikeln: Futtertröge und leichtes Baumaterial. Möglich ist das nur mit Produktionsgenehmigungen (permit) der Zonenverwaltung der in Schleswig-Holstein zuständigen Britischen Militärregierung.[5] Auch Severin Ahlmann produziert auf dieser Grundlage in den Monaten vor seiner Selbständigkeit.
((ergänzen))
  • Produktionsgenehmigung SH/Econ 9/1208
    Vor Gründung der SAB gilt die Genehmigung für Betonfertigteile mit der Nummer SH/Econ 9/1208 vom 26. April 1946.[6] Sie listet die der Carlshütte zugestandenen Fertigungsartikel einzeln auf. Nach Aussage Severin Ahlmanns handelt es sich anfänglich um „einfache Bauplatten und Kleintierfuttertröge“.[7] Ebenso um sogenannte Zementdachsteine, die er zur Zeit seiner Firmenanmeldung im Dezember 1946 hauptsächlich herstellt.
((ergänzen))


Hat die Ahlmann-Carlshütte eine Zukunft?

Spätestens seit dem Frühjahr 1946 hegt Käte Ahlmann aufgrund der politischen Lage ernste Befürchtungen, dass die Familie die Carlshütte verlieren könnte. Die Bedenken werden zu einem Gründungsmotiv der SAB. ((etwas verlängern = Kernpunkte aus s.u.))


xxxxx ((das hier verlinkt in Kontextartikel "Carlshütte"))

Insbesondere die Sozialdemokraten und die Gewerkschaften fordern eine entschädigungslose Enteignung und Verstaatlichung der Schlüsselindustrien Schleswig-Holsteins. Die unmittelbare Bedrohung kommt dann aber von anderer Seite: Am 1. Oktober 1946 kündigt die britische Militärregierung in Kiel der Geschäftsleitung der Carlshütte an, das im Krieg unzerstörte Werk sei im Rahmen der Reparationsforderungen für die Demontage vorgesehen. Dieses Damoklesschwert hängt fast zwei Jahre über der Familie und kann erst im Sommer 1948 endgültig abgewehrt werden. Angesichts dieser unsicheren Zukunftsaussichten muss die Familie handeln, um ihre ökonomische Eigenständigkeit zu sichern. Die Basis des unternehmerischen Handelns muss nach Möglichkeit verbreitert werde. Insofern erscheint es nur als logischer Schritt, dass Severin Ahlmann in seiner Eigenschaft als Prokurist und Abteilungsleiter Betonfertigung der Ahlmann-Carlshütte KG am 10. Dezember 1946 den Schritt in die Selbständigkeit unternimmt. Dabei übernimmt er im Kern die zuvor von ihm in der Ahlmann-Carlshütte geleitete Produktion in seine neue Firma. In der Carlshütte hat Severin sich rasch als erfinderischer Geist bewiesen und sich bei der Entwicklung der maschinellen Fertigung hervorgetan. Sein Innovationsgeist und seine Tatkraft sind ideale Voraussetzungen für den Aufbruch in die unternehmerische Selbständigkeit.

((unfertig /überarbeiten))

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Dezember 1946: Gründung der Severin Ahlmann Betonindustrie (SAB)

Die originale Firmenanmeldung Severin Ahlmanns.

Am 10. Dezember 1946 schreibt Severin Ahlmann an die Industrie- und Handelskammer zu Kiel, um dort die Firmengründung anzumelden.[8] Ggf. hat er das Dokument persönlich in Kiel ausgehändigt, jedenfalls ist der Eingang rückseitig noch für den selben Tag vermerkt.

Als Firmierung wählt der Jungunternehmer „Severin Ahlmann-Betonindustrie“ – wofür bereits zeitgenössisch die Abkürzung SAB verwendet wird. Severin Ahlmann hält von Beginn an einen Unternehmensplan mit konkreten Entwicklungsstufen seiner Produktion bereit. Während die Bearbeitung der Gewerbeanmeldung zügig erfolgt, lässt die Erteilung einer auf die SAB erneuerten Produktionsgenehmigung - noch gilt die alte auf Carlshütte ausgestellte - bis zum März 1947 auf sich warten.


Firmenanmeldung: Status Quo des Unternehmens

Severin Ahlmann führt als seinen Geschäftssitz die Holsteiner Straße 24 in Rendsburg an, verweist aber darauf, dass sich seine Fertigungsräume (Link zu Sachtext Firmengelände) am Hüttenweg in Büdelsdorf befinden, also auf dem Gelände der Ahlmann-Carlshütte KG.[9] Das betreffende Areal samt Räumen überlässt ihm seine Mutter Käte in Pacht.[10] Insgesamt zeigt sich also auch hier die noch enge Verwobenheit der jungen Firma mit dem Familienunternehmen Carlshütte KG.

Die eingesetzte Belegschaft beläuft sich im Dezember 1946 auf lediglich elf Mann. Die Anfänge sind also überschaubar. Gefertigt werden: (.........Produkte)


Rückseite mit Unterschrift und Eingangsvermerk der IHK.

Firmenanmeldung: Vision des Unternehmens

Severin Ahlmann teilt in seiner Firmenanmeldung zusätzlich mit, sukzessive die Fertigung neuer Artikel aufnehmen zu wollen.[11] Er unterscheidet sie in drei Produktgruppen:

1. Baumaterial, 2. Erzeugnisse für den Tiefbau, 3. Nichtbaustoffe.

Die mittelfristigen Planungen erläutert der Firmengründer in drei knappen Absätzen:

  • Die Artikel der Produktgruppe 1 sowie einige der Gruppe 2 seien die nächstwichtige Fertigung, da diese „für den Wiederaufbau der zerstörten Städte besonders wichtig“ sind.
  • Bei der künftigen und bereits sicher eingeplanten Arbeitsexpansion sollen offenbar vermehrt Frauen eingestellt werden, denn die Fertigung werde gleich entsprechend eingerichtet.
  • Das Schreiben schließt mit dem Verweis auf gute Auftragsaussichten, da die Carlshütte KG beabsichtige, ihre eigene Betonfertigung sukzessive an die neue SAB abzutreten.

Insgesamt kennzeichnet das Anmeldeschreiben einen um positive Aufnahme des Firmenprojektes bei der Kieler Industrie- und Handelskammer werbenden Charakter, ausgeprägtes Selbstbewusstsein sowie unternehmerische Weitsicht des noch jungen Gründers Severin Ahlmann.


Die neue Produktionserlaubis vom März 1947.

Behördliche Genehmigungen

Die Bearbeitung der Firmenanmeldung bei der Kieler IHK erfolgt nun zügig, so dass Severin Ahlmann die Gewerbeanmelde-Bescheinigung mit der Nummer 891/46 für das Gewerbe „Betonindustrie“ bereits am 19. Dezember 1946 ausgestellt wird.[12] Die Rückwirkung auf den 10. des Monats ist vermerkt.

Ebenfalls in dem Frühjahr erhält die junge Firma ihre wohl wichtigste Voraussetzung unter den Bedingungen der Nachkriegszeit: Am 11. März 1947 wird die neue Produktionsgenehmigung des Landeswirtschaftsamtes mit der Nummer SH/Econ 9/1897 ausgestellt.[13] Sie löst diejenige für die Carlshütte (SH/Econ 9/1208) vom Vorjahr ab, lautet nun explizit auf die SAB und ist vorerst bis zum 30. September 1947 gültig. Wiederum sind alle erlaubten Artikel einzeln angeführt: Siehe das Originaldokument.

Nach dieser neuen Genehmigung sind Auflagen der Produktion die vorausgehende „Weisung des Landeswirtschaftsamtes“ sowie eine Qualität, die „den Forderungen des Landes-Baukontrollamtes entsprechen“ muss.

Eine Reichsbetriebsnummer (0/406/9990) – viele Begriffe sind vor Gründung der Bundesrepublik Deutschland zunächst noch die alten – wird der SAB entweder im März oder im April 1947 zugeteilt.[14] Sie ist nun in jedem geschäftlichen Schriftverkehr anzugeben.



Beschränkungen der Nachkriegszeit: Strom und Fernmeldeverkehr

Die für Menschen wie Wirtschaft spürbarste Belastung der Nachkriegszeit ist der allgegenwärtige Gütermangel. Das gilt für lebensnotwendige Verbrauchsgüter wie für Produktionsgüter und Energien. Infrastrukturen sind stark beeinträchtigt. In der Folge sind nahezu alle Ressourcen behördlich reglementiert. Auch für die SAB hängt die Betriebsfortführung vom genehmigten Zugang zu Strom, Rohstoffen und auch Telekommunikation ab.

Ende März 1947 teilt die Stadt Rendsburg der SAB eine bestimmte Menge elektrischen Stroms zu, die dem Netz für die Fabrikation entnommen werden darf: 15.000 kWh im Monat.[15]

Analoges gilt auch für die fernmündliche Kommunikation. Mitte Mai 1947 teilt das Rendsburger Postamt Severin Ahlmann mit, seinem Antrag auf „Zulassung zum uneingeschränkten Fernsprechverkehr innerhalb der britischen Zone“ wird stattgegeben.[16] Darauf hat die Firma längere Zeit warten müssen. Schon Ende Dezember 1946 war der Antrag auf „Verlegung einer Fernsprecheinrichtung“ gestellt worden.[17] Eine vorhandene Rufnummer – die 2555 – kann Ahlmann schließlich behalten, zudem unter Vorwahl einer bestimmten Kennziffer den Vorrang eines Gespräches anmelden.

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Ausbau: Produktportfolio - "Zweigbetrieb" - Rohstoffsicherung

Freiluftlagerung großformatiger Betonartikel der SAB für den Tiefbau: Röhren aller Art für die Erdverlegung. Um 1950.
Bereits 1948 lagern auch Kunststeinprodukte in großer Zahl auf dem Büdelsdorfer Gelände.
Einsatz von Mensch und Maschine in der nun SAB-eigenen Sanitär-Schleiferei auf ehemaligem Carlshütten-Gelände.
Zum ersten Guss in Andernach.

Bereits im ersten vollen Geschäftsjahr 1947 geht die Severin Ahlmann Betonindustrie auf Expansionskurs. Die Palette an Betonartikeln kann vergrößert werden, dank der erneuerten Produktionsgenehmigung SH/Econ 9/1897 vom März des Jahres.[18] Dabei geht es vor allem um die "Kanalisationsartikel aus Beton bzw. Stahlbeton", die das Landeswirtschaftsamt so knapp anführt und die vom Tiefbau überall und in großer Zahl benötigt werden.

Ebenfalls im Jahr 1947 weitet die Übernahme der Produktion von Sanitärartikeln aus Kunststein - Marmorkorn - von der Ahlmann-Carlshütte KG das Programm der SAB nochmals deutlich aus. Auch diese Artikel hatte Carlshütte ursprünglich vor dem Krieg, im Zuge der nötigen Umstrukturierung von Teilen ihrer Produktion in Folge der Metallknappheiten, initiiert und war mit ihnen nach Kriegsende sukzessive wieder angetreten. Nach der Betonfertigung übernimmt die SAB nun auch dieses Segment der Carlshütte. Abermals liefern die Kieler Behörden die Grundlage dafür, und zwar schon im März mit besagter Produktionsgenehmigung SH/Econ 9/1897: "Sanitäre Artikel aus Kunststein" werden der SAB ausdrücklich zur Fertigung zugestanden.[19] Das maschinelle Inventar hält dagegen Carlshütte bereit. Tatsächlich unterscheiden sich der Guss und vor allem die letzte Formgebung des Kunststeins von der bislang durchgeführten Betonverarbeitung. Die Endbearbeitung der Sanitärartikel erfolgt in der Sanitär-Schleiferei mit hochspezialisierten Maschinen, erfordert aber zugleich großen physischen Einsatz der Mitarbeiter.

Auch die Frage nach adäquaten Rohstoffen wird durch die Verbreiterung des Produktportfolios zentraler. Überhaupt bedarf Severin Ahlmanns Firma gegen 1950 äquivalent zu den immens gesteigerten Absatz immer größerer Mengen an Rohstoffen. Auf einen der Wichtigsten, nämlich Kies, greift der Unternehmer bei Start der 1950er Jahre direkt zu.

Unterdessen eränzt Carlshütte ihre eigene Fertigung von metallenen Sanitärartikeln ab dem Winter 1948/49 um einen Produktionsstandort im Rheinland. Auch die SAB, unterdessen ja ebenfalls Hersteller von Sanitärartikeln, profitiert vom damit erschlossenen Vertriebsgebiet.


Ein Zweitwerk der Ahlmann-Carlshütte KG in Andernach

Zum 1. November 1948 wird im rheinland-pfälzischen Andernach die Firma „Ahlmann & Co.“ gegründet - ein Zweigwerk der Ahlmann-Carlshütte KG.[20] Die vollständige Inbetriebnahme geschieht erst Mitte Januar 1950.

Die Neugründung des Carlshütte-Ablegers ist bedeutsam für die Geschichte der SAB und von ACO, weil ...

  • sie auch der SAB den Vertrieb in Westdeutschland für ihre Sanitärprodukte eröffnet, Expansion ermöglicht;
  • sie später, im Jahr 1957, tatsächlich in den Besitz der SAB, bzw. Severin Ahlmanns übergeht;
  • sie die Firmierung trägt, die das Kürzel für den heutigen Konzernnamen ACO liefert: Ahlmann & Co.

Zunächst kann im Jahresverlauf 1948 die Stadt Andernach der Carlshütte KG und namentlich der Unternehmerfamilie Ahlmann ein Gelände zum Erwerb und Aufbau eines Industriebetriebes zur Verfügung stellen. Das Areal hat eine tragische Vorgeschichte: Von Mai bis September 1945 befand sich hier ein großes alliiertes Kriegsgefangenenlager. Deutsche Kriegsgefangene lebten auch in diesem, zu den berüchtigten „Rheinwiesenlagern“ zählenden Lager PWTE A11 Andernach unter erbärmlichen Bedingungen. Allerdings konnte hier durch eine benachbarte Fabrik, das Eisen- und Walzwerk Rasselstein, wenigstens etwas Material zur Errichtung provisorischer Behausungen für die Gefangenen bereitgestellt werden. Seit Ende 1945 liegt das Gelände wieder brach.

Ahlmanns installieren nun am neuen Standort eine Eisengießerei und ein Emaillierwerk. Hier soll die Produktion von Wannen, Waschanlagen aus Gusseisen und weiteren Sanitärgusserzeugnissen anlaufen. Zunächst erfolgt im Jahr 1949 jedoch im Wesentlichen die Einrichtung der Fabrik, nachdem die in dieser Besatzungszone zuständige französische Verwaltung erst Anfang Februar das Produktionsvorhaben endgültig bewilligt. Jetzt erst können Ahlmanns das Gelände faktisch kaufen; Ende Mai 1949 starten endlich die Baumaßnahmen, die dann zügig voran gehen. Der erste Eisenguss in Andernach und damit der früheste mögliche Start der Vollfertigung am Ort ist für gute 14 Monate nach der Firmengründung belegt: Eine metallene Gedenkplakette oder –tafel erinnert an jenen 14. Januar 1950 mit dem alten Bergmannsgruß „Glück auf!“.

Warum aber Andernach? Hinter dem Schritt ins Rheinland stehen drei hauptsächliche Motive:

  • Die Erschließung und Vergünstigung von Vertriebswegen.
    Die federführende Ahlmann-Carlshütte KG gibt die westdeutschen Märkte als erstes Motiv an.[21] Zudem verfügt Carlshütte über Erfahrung im Rheinland, hatte früher Vertriebsstandbeine in Köln, Düsseldorf und Mannheim gehabt, im Krieg aber verloren. In den 1970er Jahren führt auch ACO als Zweck der Gründung in Andernach "die Versorgung der französischen und amerikanischen Zone Westdeutschlands mit allgemeinen Gießerei-Erzeugnissen und Sanitär-Guß" an.[22]
  • Die Absicherung der Familienunternehmungen der Ahlmanns.
    Die Zeitumstände sorgen für konkrete Szenarien der Bedrohung der wirtschaftlichen Existenz. Solcherlei Überlegungen werden wenigstens familienintern thematisiert:[23] 1. Nachkriegsdeutschland ist in Besatzungszonen gegliedert, die politische wie wirtschaftliche Entscheidungskompetenz in letzter Instanz überall fremdbestimmt. 2. Wie viele Wirtschafts- und Industriebetriebe ist auch die Carlshütte von einer Vermögenssperrung betroffen, sogar von der Demontagen bedroht. Beide Themen werden von den verschiedenen Besatzungsmächten unterschiedlich gehandhabt. 3. Das wirtschaftspolitische Verhalten der SPD, die in Schleswig-Holstein, anders als im Rheinland, bereits in die politischen Organe gewählt ist, erscheint unberechenbar. Sie ist dem Thema Enteignungen zumindest nicht abgeneigt. 4. Der heraufgezogene „Kalte Krieg“ lässt Krisen befürchten, beispielsweise die Verletzung der geltenden Einteilung der Besatzungszonen.
  • Die günstige Gelegenheit.
    Beziehungen zur und in der Region geben wohl den letzten Ausschlag. Zunächst einmal kennt sich Käte Ahlmann in der Gegend bestens aus, ist sie doch in Andernach geboren, im Rheinischen aufgewachsen. Im Köln-Bonner Raum leben ihre Schwäger Heinrich Athenstaedt und Dr. Carl Wuppermann. Letzterer ist bzgl. Andernach wahrscheinlich die entscheidende Figur.[24] Lange Jahre war Wuppermann mit dem Kölner Industriellen Otto Wolff befreundet, wurde nach dessen Tod 1940 sein Testamentsvollstrecker. Otto Wolff wiederum war seit 1938 alleiniger Besitzer des Eisen- und Walzwerkes Rasselstein in Andernach, dessen Nachbargelände in der Nachkriegszeit zur Disposition stand - und ab 1948/49 zum Standort von Ahlmann & Co. Andernach wird.


Sicherung von Rohstoffen: SAB übernimmt ein Kieswerk

1950 nimmt Severin Almann die Förderung seines wichtigsten Rostoffes selbst in die Hand.

Früh im Jahr 1950 sichert Severin Ahlmann die künftige Versorgung seiner SAB mit dem sogenannten Zuschlag. Damit werden Gesteinskörnungen bezeichnet, von Sand bis Kies, denen bei der Betonansetzung Zement als Bindemittel sowie Wasser zugegeben werden. Ahlmann kauft nun kurzerhand die Rechte an einer Förderstätte: Zum 8. Februar erwirbt er das Kieswerk in Mielberg, Gemeinde Jagel, von der Firma Struve & Weyhe in Schleswig.

Struve & Weyhe hatten im Jahr 1943 einen Ausbeutungsvertrag für ein etwa drei Hektar großes Grundstück des Mielberger Bauern Johann Gerold abgeschlossen. Damit konnte die Firma aus dem dortigen Boden „Steine, Kies und Sand“ gewinnen. Dieses Recht kauft Ahlmann den Schleswigern nun für 53.000,- DM ab. Im Preis inbegriffen sind Wirtschaftsgüter, die Struve & Weyhe zwischenzeitlich zur Förderung installierten: eine Werkstatt, ein Silo, verschiedene Maschinen, etwa Schrapper- und Siebanlagen, Förderbänder, Pumpen und Elektromotoren sowie eine Vielzahl an Kleingeräte. Alle bestehenden Lieferverpflichtungen übernimmt die SAB ebenso wie die Arbeitsverträge der bis dahin in der Kiesgrube Beschäftigten. Zugleich unterzieht sich die verkaufende Struve & Weyhe einem ausdrücklichen „Konkurrenzverbot“, darf im Umkreis von zehn Kilometern keine neue Kiesförderung aufbauen.

Die SAB wird in der Region Schleswig zum Kiesmonopolisten. Wichtiger aber: Noch bis 1964 sichert ihr das Kieswerk Mielberg die Versorgung mit den wichtigen Grundstoffen der Betonerzeugung.

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Resümee der ersten Geschäftsjahre

Die Bewerbung Severin Ahlmanns um einen Geländekauf enthält sein Resümee über die ersten vier Geschäftsjahre der SAB.

Im Februar 1951 lässt Severin Ahlmann die Firmierung der SAB ändern: Der Zusatz „Betonindustrie“ entfällt, das Unternehmen trägt nur noch seinen Namen.[25] Es ist nur eine kleine Änderung, ohne Einfluss auf den Sprachgebrauch von der "SAB". Ebenfalls in diesem Frühjahr zieht Severin Ahlmann ein erstes Resümee über die frühesten Geschäftsjahre:

„Das Beginnen war bescheiden und unbedeutend. (…) Die Entwicklung des Produktions-Programms des ersten Jahres stand im Zeichen enger Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium. Die Regierung unterstützte uns in grosszügiger Weise, mit Zuweisungen an Material (…). Hieraus ergibt sich zu einem Teil, dass der am Tage der Währungsreform noch sehr junge Betrieb keinen Rückgang, sondern stetigen Aufstieg erfuhr.“[26]

Der starke Aufwärtstrend festigt sich über das erste Geschäftsjahr hinaus. Bereits nach vier Jahren scheut sich der Gründer nicht, seine Beton- und Kunststeinfabrikation als „führendes Werk dieser Branche in den Westzonen“ zu bezeichnen. Tatsächlich entwickelt sich das Unternehmen bis 1951, trotz einiger Hemmnisse und Widrigkeiten der Nachkriegszeit, beeindruckend positiv. Besonders die Steigerung von Umsatz- und Kundenzahlen verlief in den ersten vier Jahren nach der Gründung geradezu rasant.


Betriebliche Daten 1947-1950

Mit vier Bereichen von Betriebsdaten untermauert Severin Ahlmann sein positives Resümee: 1) mit der Umsatzentwicklung, 2) mit der zahlenmäßigen Vergrößerung des Kundenstamms, 3) mit dem Ausbau der Belegschaft sowie 4) mit seiner Investitionstätigkeit, ohne Angabe zum Volumen. Die Daten sind Teil dieses fünfseitigen Schreiben Ahlmanns an die Stadt Rendsburg vom 10. März 1951:



1) Umsatz 1947–50
Nach Severin Ahlmanns Angaben vom März 1951 liegen folgende Umsatzzahlen der ersten vier Geschäftsjahre der SAB vor:
1947: DM 147.000,-
1948: DM 498.000,-
1949: DM 665.000,-
1950: DM 1.600.000,-
Bereits im zweiten vollen Geschäftsjahr 1948 hat sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahr also verdreieinhalbfacht. Vier Jahre nach Gründung, im Jahr 1950, beläuft sich der Umsatz dann auf mehr als das Zehnfache des ersten Geschäftsjahres.
2) Kundenstamm 1947–50
Auf gleicher Basis liegt diese Entwicklung des Kundenstamms vor:
1947: 200 Kunden
1948: 350 Kunden
1949: 550 Kunden
1950: 965 Kunden
Es ist davon auszugehen, dass in dieser Zeit die meisten Kunden im Norden Deutschlands, in Schleswig-Holstein und bis in den Hamburger Raum ansässig sind. Severin Ahlmann erwähnt jedoch auch, dass es „in steigendem Maße gelang, die deutschen Märkte südlich der Elbe zu erschliessen.“ Die beinahe Verfünffachung des Kundenstamms bis 1950 korrespondiert nicht ganz mit der beeindruckenden Verelffachung des Umsatzes im gleichen Zeitraum. Es muss angenommen werden, dass entweder die Abnahmekapazität einzelner Kunden, eher aber die Produktionskapazität der SAB in der Zeit steigt. Severin Ahlmann selbst beschreibt 1951 insgesamt Letzteres, nämlich dass die frühe Fabrikation größere Bestellungen der Kunden nicht bedienen konnte. Daher wird kräftig investiert. So wächst in den vier Jahren rein rechnerisch das durchschnittliche Auftragsvolumen pro Kunde von 735,- DM auf 1.658,- DM an.
3) Mitarbeiter und Fertigung
Abweichend liegen keine jahrweisen Mitarbeiterzahlen vor. Nach Severin Ahlmann aber beschäftigt der Betrieb im Frühjahr 1951 „bereits 100 Menschen“. Zum Zeitpunkt der Firmenanmeldung gute vier Jahre zuvor waren es lediglich elf Mitarbeiter.
Über die Struktur der Belegschaft 1951 berichtet Ahlmann, dass 40 Prozent der Mitarbeiter in der Stadt Rendsburg leben und vor allem, dass sie sich zu 70 Prozent aus dem Kreise der Heimatvertriebenen rekrutieren.
Severin Ahlmann beschreibt die Fertigung selbst als „arbeitsintensiv“. Es gibt heute noch ehemalige Mitarbeiter, die sich gut an die Arbeit bei ACO in frühen Jahren – wenngleich erst ab etwa Mitte der 1950er Jahre – erinnern. Sie stimmen mit Severin überein: Trotz des zunehmenden Maschineneinsatzes ist damals einige man power von Nöten.
4) Investitionen
xxxxxxxx....


Gründe für den positiven Trend

Severin Ahlmann heftet seine Produktion von Beginn an eng an die Erfordernisse der Zeit und fertigt Artikel, die zum Wiederaufbau des Kriegszerstörten zuerst und vor allem benötigt werden. Den Landesbehörden ist eine solche Fabrikation willkommen und sie fördern die junge Firma, bzw. sorgen für den reibungslosen Zufluss an Produktionsmitteln – was keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit von Knappheiten und starken Reglementierungen ist. Diese Unterstützung seitens der Kieler Stellen ermöglicht es der SAB, „Produktionsausweitung und Programmänderungen durch grosszügige Versuchsserien vorzubereiten“, wie Severin Ahlmann 1951 an die Stadt Rendsburg schreibt.


Positionierung im lokalen Wirtschaftsraum

Severin Ahlmann stellt im Frühjahr 1951 auch die Außenwirkung der SAB dar: „Hinweise zur Bedeutung unseres Unternehmens im Rendsburger Wirtschaftsraum“, wie er es nennt.

Demnach transportieren Speditionsunternehmen monatlich durchschnittlich 4.000 Tonnen Material für Ahlmanns Betonindustrie. Bei Rendsburger Firmen tritt die SAB als „bedeutender Käufer“ von Rohmaterialien und Einrichtungen auf. Für den Baumarkt der Region ist man ein „beachtlicher Zulieferant“. Auch die Öffentliche Hand könne profitieren, sei sie doch durch die SAB in der Lage, „Kanalisationserzeugnisse ohne Transportverteuerung am Orte zu beschaffen“. Das im Besonderen, wo im Bauboom offenbar auch die „Vollkanalisation“ ansteht. Hier verweist der Unternehmer auf ein Zukunftsgeschäft.


Hindernisse einer stärkeren Expansion

Die ohnehin positive Entwicklung hätte laut Severin Ahlmann weitaus deutlicher ausfallen können. Aufträge seien aufgrund fehlender Produktionskapazitäten abzulehnen oder zu deckeln gewesen. 1951 stehen, wie in den Jahren zuvor, vor allem unsichere Besitz- und Pachtverhältnisse von Grundstücken weiteren Kapazitätsausbauten im Wege. Die SAB war und ist gezwungen, eine Reihe von erforderlichen Investitionen bis zu deren Klärung zu verschieben. Die Wesentlichen benennt der Firmenchef im Detail:[27]

  • Die Anlage von Gleisen. Zum einen die Anbindung der Betonaufbereitungsanlage mittels eines Stichgleises von der angrenzenden Bundesbahnlinie. Ob es sich dabei um einen Abzweig von der Werksbahn der Carlshütte, die das Ahlmannsche Fabrikationsareal in West-Ost-Richtung durchquert, handeln soll, oder um einen weiteren direkten Abzweig von der nord-südlich verlaufenden, eigentlichen Bundesbahntrasse, ist nicht festgelegt. Die Betonaufbereitungsanlage steht am Beginn der Fabrikeinrichtungen, hierher müssen die Rohstoffe in großen Mengen angefahren werden. Zum anderen sollen für innerbetriebliche Transporte sogenannte Feldgleise auf dem Gelände fest verlegt werden. Ahlmanns Produktion erfordert umfangreiche Verschiebungen von schwerem Material zwischen den Fabrikanlagen, seien es Rohbeton, Halbprodukte, oder die fertigen Erzeugnisse zwischen den Formereien, Schleifereien, Pressen und Lagern.
  • Eine zentralisierte Verlegung technischer Leitungsnetze und damit einheitliche Anbindung aller Werksteile: Stromkabel, Telefon- und Suchanlagen, nicht zuletzt auch zur Erzeugung und verlustfreien Verteilung von vielerorts benötigter Pressluft.
  • Der Aufbau neuer Nicht-Produktions-Gebäude, oder -Gebäudeteile, etwa zentral gelegener Betriebsbüros. Vor allem aber auch von Sozialgebäuden, die, wie Severin Ahlmann ausdrücklich betont, „insbesondere vorbildliche Großwaschanlagen beinhalten“ sollten. Auf zweierlei Weise wäre die SAB zu solchen Vorbildeinrichtungen „gezwungen“: Erstens aus hygienischen Gründen „als führendes Werk dieser Branche in den Westzonen“, zweitens aus „rein repräsentativen Überlegungen heraus“. Severin Ahlmann denkt pragmatisch und sieht die eigenen Waschräume als Werbeträger zur Ergänzung der bereits „kostspieligen Ausstellungsbemühungen“. Denn nachdem er erfolgreich die Produktpalette der Carlshütte von Sanitäreinrichtungen aus Kunststein (Marmorkorn ) in sein Firmenportfolio übernommen hat, interessieren sich „die täglich (…) kommenden sanitären Fachleute und Kunden“ offenbar besonders für die entsprechenden firmeneigenen Einrichtungen. Sozialgebäude wären also das ideale Vorführobjekt, sind aber noch nicht vorhanden.

Das alles zusammen blockiert längerfristige Planungen der noch jungen Firma. Der Auftragsbestand würde bereits eine Vergrößerung ermöglichen, man müsse aber „leider Zurückhaltung üben in der Produktionssteigerung“, wie Severin Ahlmann 1951 schreibt.[28] Ahlmann weist gegenüber der Kommunalverwaltung „nachdrücklich auf diese ernste Entwicklungshemmung“ hin.[29]

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Entwicklung des Firmengeländes

Das Gesamtgelände der angrenzenden SAB (Vordergrund) und Carlshütte (Hintergrund), 1955.

Zu Beginn produziert die SAB auf dem Werksgelände der Ahlmann-Carlshütte KG. Wenig später ist die junge Firma so gewachsen, dass sie erstmals über das im Familienbesitz befindliche Gelände ausgreift: Sie übernimmt Teile einer vom unmittelbar benachbarten Holzhandel H.F. Timm gepachteten, städtischen Fläche in sogenannter Unterpacht. Anfang der 1950er Jahre erwirbt Severin Ahlmann das Gesamtgelände des Holzhandels.


Produktionsaufnahme in der Carlshütte

Die anfängliche Fabrikation der Betonteile, sowohl bei Start der SAB im Dezember 1946, als auch bereits zuvor als Werksbereich der Ahlmann-Carlshütte KG, findet auf Teilen des Hüttengeländes statt. Sehr wahrscheinlich wird die Raumfrage im Dezember 1946 durch ein Pachtverhältnis geregelt: Käte Ahlmann nennt am Jahresende den Abschluss eines entsprechenden kurzfristigen Vertrages. Dementgegen erklärt der Sohn allerdings 1951, seine Firma „nahm die Produktion auf eigenen Grundstücken auf.“

Tatsächlich plant Käte Ahlmann zur Jahreswende 1946/47, Werksgelände der Carlshütte an die Familie zu übertragen. Aus steuerlichen Gründen sollen die Söhne Hans-Julius und Severin je ein Stück davon erhalten. Der Plan dient der Absicherung der Familie und steht im Zusammenhang mit den Befürchtungen, das Familienunternehmen könne enteignet werden. Noch sind Ende 1946 die Bestände der Ahlmann-Carlshütte KG seitens der Besatzungsmacht gesperrt. //Ob der Kaufplan umgesetzt wird, ist (bislang) nicht geklärt.//


Unterpacht vom Holzhandelsunternehmen H.F. Timm

Skizze des Ausdehnungsgebietes der SAB um 1951. Das Areal von H.F. Timm (rot umrandet), teilweise bereits mitgenutzt, ist Gegenstand der Kaufverhandlung mit der Stadt.

Nur wenige Monate nach Start der SAB wird der vorhandene Raum bereits zu eng für die Fabrikation. Es findet sich ein Weg, das Gelände in der zweiten Hälfte des Jahres 1947 mittels Unterpacht einer Fläche des angrenzenden Holzhandelsunternehmens H.F. Timm zu erweitern.

Die Firma Timm, die ihren Hauptsitz in Eckernförde hat, ist bereit, der SAB einen Teil des ihrerseits von der Stadt Rendsburg gepachteten Areals in Unterpacht zu überlassen. Handgezeichneten Plänen von 1950/51 nach dürfte es sich um etwa ein Drittel der Fläche handeln. Severin Ahlmann richtet das Gelände den Bedürfnissen seiner jungen Firma entsprechend her und investiert in den folgenden Jahren „bedeutende Summen“. Gelder fließen sowohl in den Gebäudebestand, als auch in produktionsnotwendige Neuanlagen.

Zwischen H.F. Timm, der südlich begrenzenden Obereider und den nördlich gelegenen Gleisen der Werksbahn Carlshütte belegte die SAB ferner einen vorläufigen Lagerplatz , der intern als „Ausdehnungsgelände“ bezeichnet wird. Die Betonindustrie umschließt den Zweigbetrieb H.F. Timms also nahezu vollständig. Die absehbar weitere Prosperität überlässt H.F. Timm am Standort keine Zukunft mehr. Denn die SAB tätigt die Investitionen auf dem von H.F. Timm gepachteten Gelände in der festen Absicht eines späteren Ankaufs. Hierzu gibt es offenbar auch immer wieder Austausch mit Timm, zumal der Unterpachtvertrag nur über vier Jahre läuft.


Kaufverhandlungen mit der Stadt Rendsburg

Im Frühjahr 1951 tritt Ahlmann in Verhandlungen mit der Stadt Rendsburg, um das Timm-Areal zu kaufen – und zwar das gesamte, nicht nur den untergepachteten Teil. Zur Bewerbung führt der Unternehmer die bisherige Erfolgsgeschichte der SAB ins Feld; die bisherige Investitionstätigkeit dokumentiere die „große Initiative“ seiner Firma.[30]

Severin Ahlmanns Bewerbung um den „Holzplatz“ von H.F. Timm ist nachdrücklich und spielt die Bedeutung des noch jungen Unternehmens für die Stadt und den Rendsburger Wirtschaftsraum geschickt aus: Größere Umsätze, mehr Arbeitsplätze und – unausgesprochen – höhere Steuerzahlungen kann nur Expansion generieren. Die Bekundung, „vielleicht entscheidend teilzunehmen an der Massenfabrikation von Hausteilen, die in der Entwicklung des modernen Montagehauses eine bekanntlich steigende Bedeutung haben“, zeigt auf, welche visionären Ideen Severin Ahlmann damals bereits verfolgt.[31] Und er setzt weitere handfeste Anreize: Nämlich „gewisse Geländestücke unserer Eiderwiese als Tauschobjekt“, die man in einen potenziellen Kaufvertrag einbringen will.[32] Der Unternehmer ist gut informiert über die langfristige Stadtplanung, die eine Straße Rendsburg-Eckernförde vorsieht, zu deren letztlichem Ausbau aber genau diese Geländestreifen noch fehlen.


Kaufabschluss des „Holzplatzes“

Im März 1952 bekommt Severin Ahlmann das Gelände der Firma H.F. Timm. Die Stadt Rendsburg verkauft ihm die betreffenden vier einzelnen Flurstücke mit einer Gesamtgröße von gut 4,3 Hektar per 1. April.[33] Der eigentliche Kaufpreis beträgt 350.000,- DM. Auf den reinen Grund und Boden entfallen davon jedoch nur 80.000,- DM. Enthalten sind auch die aufstehenden Bauten, die mit 260.000,- DM den größten Preisanteil ausmachen. Weitere 10.000,- DM kostet diverses Inventar. Dass am Ende etwas über 420.000,- DM an die Stadt fließen, ist der Soforthilfezahlung im Rahmen des noch 1952 ausstehenden Lastenausgleichsgesetzes von guten 32.000,- DM, Leistungen gemäß eines Vorvertrages in Höhe von über 36.000,- DM sowie einigen Gebühren von rund 1.200,- DM geschuldet.[34] Die Eintragung ins Büdelsdorfer Grundbuch erfolgt am 18. April 1952.[35]

Severin Ahlmann, seine Mutter Käte, der Rendsburger Bürgermeister Heinrich de Haan sowie Stadtkämmerer Ernst Wüstenberg sichern am 21. März 1952 vor dem Notar Weiteres zu:[36] Wenn zukünftig Teile der jetzt gekauften Grundstücke von der Stadt für den Bau einer bereits geplanten Strasse benötigt werden, veräußert Severin Ahlmann diese an die Stadt zurück. Gleiches sichert Käte Ahlmann für ein betreffendes Grundstück der Ahlmann-Carlshütte zu. Auch für den Fall, das einmal der Obereiderhafen vergrößert werden soll – die Rede ist von einer „Verlegung der Kaimauer um 50 m nach Nordosten“ – wird Severin Ahlmann an die Stadt Rendsburg keine Schadensersatzansprüche stellen.

Die originalen Dokumente des Kaufes vom März und April 1952:


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Betonfenster in Lizenzproduktion

Severin Ahlmann, Rendsburg, (SAB) erhält im März 1954 eine Lizenz zur Fertigung von Betonrahmenfenstern von der Firma Hans Bördlein, Betonwarenfabrik, im bayerischen Reith. Die Fenster sind für den Hochbau, vorwiegend zum Einsatz in landwirtschaftlichen Gebäuden bestimmt. Bereits im Jahr 1956 wird diese Lizenz wieder aufgegeben, im Gegenzug eine eigene Betonfensterkonstruktion für den Industrie- und Landwirtschaftsbau sowie Keller im Wohnungsbau entwickelt. Mehr:8

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Einzelnachweise

  1. ...nach Glade...
  2. Glade, Käte Ahlmann, S. 255f. Folgend.
  3. Ähnlich: Glade, Käte Ahlmann, S. 334.
  4. Glade, Käte Ahlmann, S. 332.
  5. Die früheste nachweisbare Genehmigung, SH/Econ 9/120, datiert auf den 26. April 1946. Diese muss mindestens eine frühere Ausstellung, auf deren Grundlage die Betonfertigung nach dem Krieg wieder aufgenommen wurde, abgelöst haben. Ein Nachweis dazu fehlt.
  6. //Nachweis fehlt. 9/1208 befindet sich offenbar nicht im Firmenarchiv...
  7. Severin Ahlmann an den Senat der Stadt Rendsburg, Betrifft den Holzplatz an der Obereider, Rendsburg, 10.3.1951, S. 1, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00504; auch: Severin Ahlmann-Betonindustrie an die Industrie- und Handelskammer zu Kiel, Betrifft: Firmenanmeldung, Rendsburg, 10.12.1946, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507.
  8. Severin Ahlmann-Betonindustrie an die Industrie- und Handelskammer zu Kiel, Betrifft: Firmenanmeldung, Rendsburg, 10.12.1946, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507. Der Eingang wurde in der IHK noch am selben Tag vermerkt. Vgl. insgesamt im Weiteren.
  9. Severin Ahlmann-Betonindustrie an die Industrie- und Handelskammer zu Kiel, Betrifft: Firmenanmeldung, Rendsburg, 10.12.1946, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507.
  10. Vgl. Glade, Käte Ahlmann, S. 337.
  11. Severin Ahlmann-Betonindustrie an die Industrie- und Handelskammer zu Kiel, Betrifft: Firmenanmeldung, Rendsburg, 10.12.1946, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507. Insgesamt in diesem Abschnitt.
  12. Gewerbeanmelde-Bescheinigung Nr. 891/46, Rendsburg, 19.12.1946, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507.
  13. Landeswirtschaftsamt, Produktionsgenehmigung (9/1897), Kiel, 11.3.1947, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507. Folgend, auch die Zitate.
  14. Die Nummer lautet 0/406/9990. Landesregierung Schleswig-Holstein, Landeswirtschaftsamt, Betrifft: Reichsbetriebsnummer, Kiel, undatiert, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507. Die undatierte Bescheinigung trägt in den Firmenunterlagen der SAB einen Eingangstempel vom 11. April 1947, während die Erneuerung der Produktionsgenehmigung vom 11. März 1947 sie bereits ausweist.
  15. Einzelblatt, maschinenschriftlich: Zulässige Stromentnahme, Rendsburg, 31.3.1947, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507.
  16. Postamt an Severin Ahlmann, Rendsburg, 17.5.1947, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507.
  17. Postamt an Firma Ahlmann-Carlshütte KG, Rendsburg, 30.12.1946, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507.
  18. Landeswirtschaftsamt, Produktionsgenehmigung (9/1897), Kiel, 11.3.1947, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507. Das folgende Zitat.
  19. Landeswirtschaftsamt, Produktionsgenehmigung (9/1897), Kiel, 11.3.1947, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00507
  20. In der späteren ACO-Geschichte ist diese Gründung unsauber tradiert worden. Es kann der Eindruck der Eröffnung eines neuen Standortes der SAB im Jahr 1948 entstehen, vgl. z.B.: ACO Severin Ahlmann GmbH & Co KG, ACO. Ein Unternehmen sieht sich selbst, „Die Unternehmensleitung“, Rendsburg, ca. 1974, ACO Unternehmensarchiv [..Signatur..]
  21. Vgl.: Glade, Käte Ahlmann, S. 361. Folgend. Nach Glade sind im Landesarchiv Schleswig-Holstein Unterlagen zu finden, v.a.: Mitteilung über die Betriebserrichtung in Andernach vom 14.2.1949, LAS, Abt. 406.10, Nr. 985.
  22. ACO Severin Ahlmann GmbH & Co KG, ACO. Ein Unternehmen sieht sich selbst, Die Unternehmensleitung, Rendsburg, ca. 1974, ACO Unternehmensarchiv [..Signatur..]
  23. Die folgenden Punkte nach: Glade, Käte Ahlmann, v.a. S. 361f.
  24. Zwar unbewiesen, aber als Möglichkeit fundiert dargelegt: Glade, Käte Ahlmann, S. 362.
  25. Die Änderung am 15.2.1951: Handelsregister des Amtsgerichts in Rendsburg, Abteilung A, Band 4, 625, Abschrift 3.3.1951, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A.507.
  26. Severin Ahlmann an den Senat der Stadt Rendsburg, Betrifft den Holzplatz an der Obereider, Rendsburg, 10.3.1951, S. 1 u. 2, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00504.
  27. Die folgenden Punkte 1.-3., auch die Zitate: Severin Ahlmann an den Senat der Stadt Rendsburg, Betrifft den Holzplatz an der Obereider, Rendsburg, 10.3.1951, S. 3, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00504.
  28. Severin Ahlmann an den Senat der Stadt Rendsburg, Betrifft den Holzplatz an der Obereider, Rendsburg, 10.3.1951, S. 4, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00504.
  29. Eben insgesamt mit seinem Schreiben: Severin Ahlmann an den Senat der Stadt Rendsburg, Betrifft den Holzplatz an der Obereider, Rendsburg, 10.3.1951, ACO Unternehmensarchiv 1.1.A 00504.
  30. ...xxxx... ((Severin Ahlmann an den Senat der Stadt Rendsburg, Betrifft den Holzplatz an der Obereider, Rendsburg, 10.3.1951, S. 5., FA ACO.))
  31. Severin Ahlmann an den Senat der Stadt Rendsburg, Betrifft den Holzplatz an der Obereider, Rendsburg, 10.3.1951, S. 4., FA ACO.
  32. Severin Ahlmann an den Senat der Stadt Rendsburg, Betrifft den Holzplatz an der Obereider, Rendsburg, 10.3.1951, S. 5., FA ACO.
  33. Der Kaufvertrag: Urkundenrolle Notar Friedrich Mehrens, Rendsburg, Nr. 136/1952, 28.3.1952, Rendsburg, FA ACO 1.1.A.644. Alle Daten im Folgenden.
  34. Das Gesetz über den Lastenausgleich, 14. August 1952, sollte Vermögensschäden infolge des Zweiten Weltkrieges (Flucht, Vertreibung, Enteignung) finanziell entschädigen. Es wurde ein entsprechender Fonds aufgelegt. Insbesondere Immobilienbesitz (Stichtag 21. Juni 1948) führte zu verpflichtenden Lastenausgleichsabgaben (auch Soforthilfe). Das Gesetzt ist mit einigen zwischenzeitlichen Änderungen weiterhin gültig.
  35. Grundbuch Büdelsdorf, Bd. 6, Blatt Nr. 255-258, Amtsgericht Rendsburg, 18.4.11952, FA ACO 1.1.A.644.
  36. Urkundenrolle Notar Friedrich Mehrens, Rendsburg, Nr. 136/1952, 28.3.1952, Rendsburg, FA ACO 1.1.A.644. Alle Daten im Folgenden, auch das Zitat.